Sommertörn 2012 - Logbuch M/Y "RA III"
02.07
Vorbereitungsarbeiten zu Hause. Was man halt so alles tun muss, wenn Haus und Hof zwei Monate nicht bewohnt sind.

06.07.
Wir melden uns von Aquileia. In den letzten 3 Tagen hatten wir immer über 30 Grad Hitze.
Vieles war noch zu erledigen:
·        Vorschiff poliern
·        Beiboot und Motor testen
·        Die Frontfenster sind undicht - muss ich mit Sikaflex abdichten.
·        Seekarten besorgen - ich habe alle in Baden vergessen
·        Heute hat der Mechaniker die richtige Nuss für die Ankerwinsch gebracht. Hurra wir können ankern!
·        Ich mache einen letzten Funktionstest aller möglichen Teile (angefangen von der Frischwasserpumpe bis zur WC-Spülung.) - Alles ok.

Gestern waren wir mit Carlo Hirt (M/Y Gabriela) abends unterwegs. Carlo ist sehr trinkfest. 1,5 Liter Rotwein sind für ihn kein Problem.
Heute abends besucht uns Markus Fuksa mit seinen beiden Buben. Wir verbringen ein nettes Abendessen in „Alla Basilica“

07.07. Sa.
Relaxen

08.07. So.
Bei Flut, mittags, laufen wir Richtung Lignano aus. Wir gehen bei Porto Buso in der Lagune vor Anker.

09.07. Mo
Um 10:00 sind wir an der Mole der Tankstelle in Lignano. Wir haben hier einen Termin für zollfreies Tanken. Beim Vorweisen der Zolldokumente stellt der Tankwart fest, dass eine Frist seit zwei Tagen abgelaufen ist. Kein Problem meint er. Ich soll bei der nächsten Trafik eine bestimmte Stempelmarke kaufen und im Hafenamt von Lignano die Frist verlängern lassen.
Die nächste Trafik hat diese Stempelmarke nicht. Ich muss zur Haupttrafik in,s  Zentrum.
Mit der Stempelmarke geht,s zurück zum Hafen zur Capitaneria. Wir haben ca. 30 Grad im Schatten. Das Tor ist versperrt aber es gibt eine Glocke. Vollkommen verschwitzt stehe ich einem gepflegten jungen Mann in Seemannsuniform gegenüber.  Genervt  spreche ich ihn auf Englisch an. „Il solo parla italiana“ stelle ich fest.  Er gibt mir zu verstehen, dass ich zwei Stempelmarken brauche. Also das Ganze noch Einmal.  30 Minuten später stehe ich abermals vor dem jungen Mann. Nur diesmal ist er in Gesellschaft des Chefs. Der ist extrem unfreundlich. Nach einem kurzen Palaver, gibt mir der „Junge“ zu verstehen, dass heute nichts mehr geht. „Domani, domani“. Wir haben aktuell 11:30 !!!  Ich gebe den Löffel ab. „Verdammtes italienisches  Beamtenpack, der Teufel soll Euch holen! Ihr seht mich nie mehr wieder“. Gott sei Dank habe ich noch genug Treibstoff im Tank, um nach Kroatien zu kommen.
Resumee:   Beim Tanken haben wir einen Verlust von € 200,-- plus zwei unnötige Stempelmarken um € 30,- plus Umweg von Aquileia nach Lignano ( 60 Liter Diesel).
Um 12:00  befinden wir uns von Lignano auf  Kurs Umag. Ich stelle fest, dass der Autopilot nicht funktioniert. Wir fahren im Kreis.
Trotz aller Bemühungen, ich kriege es nicht hin. Also wird manuell gesteuert.
Wir tanken in Umag 600 Liter  um ca: € 1,35 statt zollfrei in Italien um ca.  € 1,00.
In Novigrad hängen wir uns zum Übernachten an eine Boje. Bei der abendlichen Inspektion des Motorraumes stelle ich mit Entsetzten fest dass Diesel in die Bilge tropft ! Zum Glück kann ich das Problem bald lokalisieren. Der stillgelegte Dieselrückführschlauch vom ausgebauten Generator ist undicht. Ich behebe mit Bordmitteln den Schaden. Ein Kübel mit Diesel muss aus der Bilge ausgepumpt und entsorgt werden.
Für heute reicht,s. Wir öffnen trotzdem eine Flasche Spumanti. „Wellcome in Croatia“

10.07. Di.
Wir fahren nach Porec.


11.07. Mi.
Relaxing in Porec. Am Hauptplatz beobachten wir eine tolle Vorführung dänischer Bodenturner/-innen. Ca. 100 Burschen und Mädchen. Handstand Überschlag, Salto vorwärts und rückwärts. Doppelter Salto vorwärts, gestreckt und mit Schraube. Unglaublich und das mittags bei über 30 Grad. Auf  jeden Fall ist es schön so positive und motivierte junge Menschen zu erleben.

12.07. Do.
Heute liegen wir in der zauberhaften Veruda Bucht bei Pula vor Anker.
Endlich können wir wieder einmal ohne den Einsatz der Schlingerdämpfer ruhig schlafen. In dieser rundum geschützten Bucht gibt’s keinen Schwel. Trotz Bora in der Nacht mit ca. 20 Knoten.

13.07 Fr.
Wir fahren von Veruda  südwärts, umrunden das Kap bei Medulin. Dann geht,s weiter nordwärts, immer der Ostküste Istriens entlang. Nach ca. 20 SM erreichen wir den tief eingeschnittenen Ford von Trget. Dort ankern wir auf 20 Meter Tiefe in der malerischen Bucht von Tunarica.

14.07. Sa. Tunarica
15.07. So. Tunarica
16.07. Mo. Tuanarica
Seit 3 Tagen liegen wir anfangs wegen hoher Gewitterwahrscheinlichkeit und dann wegen starken Winden in einem malerischen tief eingeschnittenen Fjord an der Ost-Küste von Istrien: Tunarica. Wir liegen längsseits an einem Steg ganz für uns alleine. Hier gibt,s einen einfachen, romantischen Campingplatz mit gutem und preiswertem Essen. Am Abend manchmal auch mit Live-Musik. Von dem 30-40 Knoten starken Wind, der draussen bläst merken wir hier nur wenig. Heute ist frühmorgens ein Segler hereingekommen und hat uns gebeten bei uns längsseits zu gehen. Ihm war der Wind zum Weitersegeln zu stark. Bei einem Plauscherl stellte sich heraus, es handelte sich um ein junges Paar, welches zu einer Weltumsegelung eben gestartet war. Sie hatten ein Baby an Bord ?!

Unser Bordleben ist sehr abwechslungsreich. Zuerst einmal muss alles Technische an Bord ständig im Auge behalten werden. Dann kommt die Beobachtung des Wetters, das richtige Timing bei der Routenwahl, die richtige Auswahl des geeigneten Anker- bzw. Liegeplatzes.
Der Törn erfordert unsere permanente Aufmerksamkeit. Sehr wichtig ist uns der Teamgeist. Jeder muss sich auf den Anderen verlassen können, denn Einer von uns alleine schafft,s nicht. Die Rollen, Aufgaben und Verantwortungen von mir und Erika haben sich in all den Jahren sehr gut eingespielt. Trotzdem wird jedes schwierige Manöver jedes Mal vorher genau besprochen.
Dann geht,s ums leibliche Wohl: die gute Bordküche.
Trotzdem bleibt noch immer genug Zeit für Schwimmen, Relaxen und für unser tägliches Fitness Programm.

17.07. Di. Osor
Heute ist passendes Wetter, um den Kvarner von hier nach Osor zu überqueren. Osor liegt an einem 15 Meter breiten Kanal, der die Insel Cres  von der Insel Losinj trennt. Um 17:00 Uhr wird die Drehbrücke geöffnet. Die Durchfahrt der Schiffe ist eine willkommene Abwechslung für die Urlauber. Unter lautem Applaus und mit Blasmusik werden wir begrüsst. Auch für uns ist es jedes Mal etwas Besonderes. Diesmal habe ich mich auch aus Respekt vor dem Publikum extra „cool“ bekleidet: lange Bordhose, grünes Leinenhemd, weißer Sonnenhut.

18.07. Mi. Osor
Wir bleiben noch einen Tag. Morgens Frühsport, Frühstück an Bord, Schwimmen mit Meggie. Um 10:00 sitzen wir am Hauptplatz unter einer Platane im Cafe und geniessen das positive Ambiente. Danach schlendern wir zum Schiff. Nach einem Mittagessen mit Melone und luftgetrocknetem Schinken halten wir bis 16:00 Uhr Siesta. Nach einem Bad im Stadthafen – das Wasser ist sehr sauber – geht,s zum nahegelegenen Cafe zum Eis Essen.
Abends gibt,s gegrilltes Hühnchen. Während das Hühnchen bruzzelt ist genug Zeit für unsere Fitnessübungen und für die abendliche Toilette.

19.07. Do. Osor - Molat
Um 07:00 morgens legen wir ab. Unser Kurs geht immer Richtung Süden. Bei der Insel Silba machen wir Rast. Wir ankern und gehen hinauf in,s Dorf. Oben in luftiger Höhe am Hauptplatz  gibt,s eine Bäckerei. Wir trinken „bjela kava“ und essen Krapfen.
Mittags gehen wir in Molat längsseits. Im Dorf gibt,s fast keine Touristen. Nach 2 Stunden kommt der Hafenkapitän und bietet uns hinten bei den Fischerbooten einen kostenlosen Liegeplatz an. „Im ganzen Hafen gibt es kein Wasser, keinen Strom und keine Sanitäreinrichtungen. Wir haben die Konzession von Zadar nicht bekommen.“ Meint er.
Für uns ist es ok. Wir sind ohnedies autonom.
Abends essen wir in einem kleinen „Bife“ beim Hafen. Neben uns liegen sehr lustige und nette Slowenen. Sie sind mit drei kleinen Bötchen unterwegs, die sie in Krk für eine Woche gemietet haben. Wir sind immer wieder überrascht wie es manche Familien schaffen mit Hund und Kindern auf so kleinem Platz zu leben. Einer der Slowenen ist Profisportler in Biathlon.

20.07. Fr. Molat
Relaxing in Molat. Wir liegen in der gemütlichsten Ecke des Dorfhafens und sind komplett ungestört. Spaziergang auf die andere Seite der Insel.
Eine Wetteränderung kündigt sich an: „Disturbance from N/W is shifting slowly to S/E“.  Das heisst wir werden schon am Samstag in den sicheren Hafen von Preko fahren. Dort nehmen wir ja am Sonntag Ilse und Betti an Bord.

21.07. Sa.  Von Molat nach Preko
Um 07:00 machen wir die Leinen los. Vom Captain gibt’s einen tolle Artistik-Einlage: Ich mache vom Steg eine Heckleine los, weil die Gefahr besteht, dass sie sich verklemmt, wenn man sie erst vom Schiff aus durch den Ring an der Mole durchzieht.  Das Schiff beginnt zur Seite zu wandern. Ich merke nicht, dass die Passarella, - auf der ich stehe - jetzt nicht mehr am Steg aufliegt und nach unten durchsackt.  Mit einem Hechtsprung und einer Rolle seitwärts rette ich mich zurück auf den Steg. Ich bin selbst überrascht, dass mir sonst nichts passiert ist.

Wir erreichen planmäßig Preko und werden von überaus kompetenten Marineros beim Festmachen unserer RA III unterstützt.
Preko ist ein kleines betriebsames Dörfchen auf der Insel Ugljan, direkt vis a vis von Zadar. Es gibt hier unzählige Cafes und Restaurants und man kann hier abends sehr angenehm flanieren.

Es ist wieder einmal an der Zeit das Schiff mit Süßwasser zu reinigen und die Wäsche zu waschen.

Wir haben heute das subjektive Gefühl dass es besonders heiss und schwül ist. Endlich gibt’s abends Gewitter mit Regen und kühlem Wind.

22.07. So. Preko
Auszug aus dem Navtex Wetterbericht:
„On northern Adriatic in the evening, overnight and tomorrow possible gusts of NE up to 65 Kts. Sea rough.” Prost und Mahlzeit.

Ilse und Betti sind eingetroffen! Wir machen sofort eine Schiffsbesichtigung: „wie finden sich unsere Gäste an Bord zurecht.“

23.07. Mo.  Preko
Ich habe schon in der Marina ausgecheckt, wir sind bereit zum Auslaufen, da kommt wieder Sturmwarnung über Kanal 16. Wir bleiben.
Es wird ein angenehmer geruhsamer Tag zu Viert. Ich lerne in der Marina einen Burgenländer kennen. Ihm gehören ein Softwarehaus und zwei Katamarane im Wert von € 1,2Mio. Er ist ein sympatischer Typ, 55 Jahre alt, und in seiner Firma nicht mehr aktiv, die läuft von selbst. Mit seinen Cat,s war er schon um die halbe Welt. Sein Sohn ist ebenfalls in der EDV erfolgreich tätig.
Betti ist Vegetarierin. Sie kocht uns heute ein köstliches Abendessen.

24. 07. Preko -  Zut
Heute passt das Wetter. Wir haben eine ruhige Überfahrt zur Insel Zut. Wir gehen östlich der Marina Zut an eine Boje. Dort gibt es ein Restaurant. Dieses wird von Nataschas Nichte und dem Neffen betrieben. Beide sind über unseren Besuch schon vorinformiert. Wir verbringen einen super Abend in diesem ursprünglichen Restaurant am Rande des Naturschutzgebietes der Kornaten.  Ilse und Betti sind begeistert. Wir werden diesen Platz zu unserem Fixpunkt machen.

25. 07.  Zut -  Kosirina (Insel Murter)
Heute fahren wir von Zut durch die zauberhafte Inselwelt der Kornaten und erreichen am Nachmittag die Ankerbucht Kosirina. Wir nutzen dort die Infrastruktur eines Campingplatzes mitten in einem alten Olivenhain. Überall ist das Wasser glasklar. Mir geht es als Captain ausgezeichnet. Meine „Damencrew“ verwöhnt mich mit kulinarischen Leckerbissen. Betti ist ausgebildete Psychotherapeutin. Da ergeben sich immer wieder sehr interessante Diskussionen.

26.07. Kosirina – Prvic Luka  (Insel Prvic)
Jeden Tag gibt es Abwechslung. Heute besuchen wir den zauberhaften Inselort Prvic Luka – knapp vor Sibenik. Wir essen in unserem Lieblingsrestaurant einen „Peka“. Dies ist eine spezielle Kochmethode in Dalmatien. Die Speisen  werden langsam gegart und sind daher besonders schmackhaft, bekömmlich und energetisch hochwertig.

27.07. Prvic – Primosten
Hier sind wir in einer anderen Welt. Diese charmante Touristenhochburg ist eine willkommene Abwechslung. Zuerst gehen wir an eine Boje. Das Schiff schlingert äußerst unangenehm. Meine Damen-Crew hält aber tapfer durch. Trotzdem erkundige ich  mich beim Marinero des Stadthafens um einen Liegeplatz. Es ist einer frei. Im letzen Winkel. Den wollte niemand haben weil es äußerst schwer ist, dort anzulegen. Ich versuche es – es gelingt perfekt. Ich bekomme Applaus vom Marinero und von den Stegnachbarn. Backbord liegt eine 56 Fuß lange Princess.
„Wo lernt man so fahren“ fragt mich der Eigner, ein Grazer. „Als Pensionist hab ich viel Zeit zum Üben“ antworte ich. „Wie kommt man zu so einem Schiff“ frage ich ihn. Er erzählt mir, dass er seine Firma verkauft hat. Diese erzeugt Maschinen zur Aufbereitung von Biosprit, die weltweit verkauft werden. Ich merke dieser Mann ist total im Lot.
Steuerbord liegt ein  Münchner Ehepaar mit einem kleinen Motorboot. Die machen einen besonders jugendlichen Eindruck. Es ist ihnen offensichtlich gut gelungen sich fit zu halten. Alles in Allem ist Primosten wieder ein sehr positives Ereignis.
Ilse und Betti sind begeistert.

28.07. Primosten – Trogir
Das Weltkulturerbe Trogir ist ja zur Genüge beschrieben. Wir sind immer wieder vom Markt besonders beeindruckt. Dort sind die Öffnungszeiten von 06:00 Uhr bis 24:00 Uhr.
Der Stadthafen ist diesmal zum Bersten voll: Olympic Party Weeks = international organisiertes Komasaufen auf Segelschiffen zum Gaudium Jugendlicher. Wir lassen uns davon aber nicht beirren und verbringen einen schönen Abend mit ausgiebigem Bummeln in der Altstadt.

29.07. Trogir -  Stomorska (Insel Solta)
Um 07:30 verabschieden wir uns von Ilse und Betti. Beide fahren mit dem Bus von Trogir nach Zadar. Von dort mit der Fähre nach Preko, wo sie das Auto geparkt haben. Ihr Urlaub ist zu Ende. Der Abschied von Ilse und Betti fällt uns nicht leicht. Wir haben mit Beiden eine harmonische Woche verbracht. Es wurde sehr viel positive Energie ausgetauscht. Mein Kompliment an diese wunderbare Crew !

In Stomorska treffe ich einen Karateka in ungefähr meinem Alter. Er übt am Strand mit seiner Nichte. Ich spreche ihn an. Es ist Sigiun Ivan Spisiak - einer der Mitbegründer des Goju-Ryu-Karate in  der der Slowakei. Ich war in den 1970iger Jahren mit meinem damaligen Lehrer Ogawa mehrmals in der Slowakei. Wir knüpften damals die ersten Kontakte. Er war sicher einer von Ihnen.

30.07.Stomorska – Tarsce Bucht  (St. Klement Insel)
Wir ankern mit Bugleine und Heckanker. Abends gibt’s geschmorte Fisolen im Kugelgrill.

31.07 „Porto Rosso“ (Insel Lastovo)
Unsere Route führt uns über 43 SM von den Klement Inseln bei Hvar über Korcula, welche wir backbords passieren direkt zur Insel Lastovo. Kaum ist der Anker gefallen, setzt starke Bora ein. Glück gehabt!
Wir verbringen eine unruhige Nacht, voller Sorge dass der Anker hält. Gottlob, unser Jambo hält.  Viel grösser ist die Sorge, dass andere Skipper Ankerprobleme haben, in Panik geraten und uns einen Schaden zufügen.
Ich bin sehr beeindruckt, dass es offensichtlich möglich ist mit Segelschiffen bei diesen Windstärken unterwegs zu sein. Split Radio meldet Böen bis 45 Knoten. Das ist ungefähr Windstärke 8.  Das würden wir mit unserer RA III nicht  unbeschadet durchstehen. Bis spät abends laufen Schiffe ein.

01.08. Marina Porto Rosso
Heute übergeben wir das Geschenkpäckchen, welches uns Natascha und Dieter für die befreundete Familie Sutic – die in Lastovo wohnt - mitgegeben haben.
Deren Haus steht unmittelbar am Strand. Bambo Sutic ist Arzt in Lastovo. Spital gibt es keines, aber eine Notfall Ambulanz. Wir plaudern mit ihm den ganzen Vormittag lang und erfahren viel über diese Insel.

02.08. Porto Rosso
Wir bleiben noch einen Tag

03.08. Zuljana (Peljesak)
04.08. Zuljana
05.08. Zuljana
Wir ankern in einer kreisrunden Sandbucht vor dem Ort. Daneben gibt’s noch eine Bucht mit feinem Kiesel. Dort wachsen die Pinien mit ihren Wipfeln direkt in,s Wasser und spenden den ganzen Tag Schatten. Es ist einer der schönsten Plätze in ganz Dalmatien. Der Wirt im Ort kennt uns schon.
Wir haben  heuer viele positive persönliche Erlebnisse.  Wie z. B.  mit einem jungen Schweizer Pärchen. Er studiert Sozialpädagogik  und seine Freundin studiert Jura. Sie sind mit Zelt, Leihauto und Flugzeug unterwegs.
Da fällt mir eine Begebenheit von Prvic ein: Dort hatte ich ein besonderes Erlebnis. Kleine Buben und Mädchen  verkauften abends auf der Strasse Muscheln. Erika, Betti und Ilse kauften ihnen etwas ab. Ich nicht. 5 Minuten später kamenen mir zwei der kleinen Buben nachgerannt und schenkten mir eine Muschel. „This is for your“. Das hat mich sehr berührt.

06.08.    Loviste (Halbinsel Peljesak)
Anker hoch ! Wir nehmen Kurs auf Loviste. Ich probiere den Autopilot. Er geht!!! Erika hat im Stauraum wo wir unser Bier gelagert haben ein loses Kabel entdeckt. Es führt zum Steuergerät des Autopiloten ! Jetzt macht das Skippern noch mehr Spass.
Wir ankern vor dem kleinen Ort in einer grossen, gegen alle Winde geschützten Bucht. Loviste macht einen sympatischen gepflegten Eindruck. Wir fühlen uns sofort wie zu Hause. Wir kommen mit einem Segler in,s Gespräch. Er ist sicher älter als wir und alleine unterwegs. „Seit heuer segle ich alleine ?!“ Sein Schiff ist eine 35 Jahre alte Dofour, ca. 9 Meter lang. Einerseits muss dieser Mann viel Know How haben, andererseits weis er nicht, wie über welche Kanäle im Funkgerät  die Wettermeldungen hereinkommen ?! Ich schenke ihm ein altes – aber durchaus noch aktuelles Informationsblatt.

07.08. Loviste
Heute vormittags wechsle ich die Dieselvorfilter. Seit Jahren habe ich Probleme mit Algen im Diesel die mir die Filter verstopfen. Trotz Chemie werde ich diese Biester nicht los und muss alle 50 Betriebsstunden die Filter wechseln. Die meisten Freizeitkapitäne haben das Problem. Es wirkt sich aber in der Praxis nicht aus, weil sie pro Saison nicht mehr als 20 Stunden fahren.
Nur manchmal hört man, dass folgendes berichtet wird: „Bei Sturm ist plötzlich meine Maschine ausgefallen weil der Dieselfilter verstopft war. Der Seegang hat den Schmutz in meinem Tank aufgewirbelt.“
Na ja der gute Mann hat ganz einfach seine Filter nicht rechtzeitig gewechselt. Die Filter gehen nicht plötzlich zu.
Nachmittags fahren wir mit unserem Tender in die NW-Ecke der Bucht. Dort ankern die meissten Yachten vor einem Restaurant. Das Restaurant ist hochwertig, aber unpersönlich. Wie in einem Getto. Der Wirt bietet auch Liegestühle am Strand an. Offenbar deckt er genau die Bedürfnisse jener Klientele ab, die einmal im Jahr mit einem gecharterten Schiff „eine grosse Nummer“ abziehen wollen. Nichts für uns. Wir fühlen uns im Ort unter den „Profanen“ wohler.
Allerdings gibt es einen energieraubenden Zwischenfall:
Zwei Kroaten  fahren mit ihrem Scooter wie die Wilden bei unserem Schiff vorbei. Dies erzeugt beim vor Anker-Liegen sehr unangenehmes Schlingern. Ich deute ihnen, langsamer zu fahren, es nützt nichts. Ich fahre daher mit meinem Beiboot an den Strand zu jener Stelle wo sich die Beiden immer ausrasten und stelle sie dort zur Rede. „Wenn ich das Schaukeln auf dem Schiff nicht vertrage, dann möge i9ch mir doch ein Campingauto mieten und damit Urlaub machen“ entgegnen sie.  Mir reichts, Aus ca. einem Meter Distanz erkläre ich ihnen eindringlich, mit diesem Unfug aufzuhören. Ansonsten würden sie ein sehr grosses gesundheitliches Risiko eingehen. Dies haben sie offensichtlich verstanden. Sie sind nur mehr sehr langsam bei uns vorbei gefahren.
Im Gegensatz zu früher habe ich diesen Zwischenfall sehr rasch vergessen.

Unser Törn hat heuer in Bezug auf Harmonie, Präsenz und Stress-Stabilität eine besondere Qualität. Ich bin davon überzeugt, dass dies auf unsere konsequenten energetischen Übungen zurückzuführen ist. Wir haben auch ein sehr feines Gespür dafür entwickelt, an welchen Plätzchen wir unsere Übungen morgends und abends machen können.  Dieses Selbstbewusstsein setzt sich auch bei Anderen immer mehr durch. Ich habe z. B. in der Marina in Trogir einen Skipper getroffen, der seine früh-morgendlichen „Asanas" am Steg praktiziert hat.

08.08. Vrboska (Insel Hvar)
09.08. Vrboska
10.08. Vrboska
11.08. Vrboska
Wir ankern 1 SM südlich vor Vrboska bei einer Halbinsel. Dort können wir super baden und mit Meggi spazieren. Vormittags und abends fahren wir mit dem Beiboot ins Dorf. Vrboska liegt in einem tief eingeschnittenen Fjord.  Bei der Einfahrt eröffnet sich nach und nach der Blick auf das Dörfchen. Wir fühlen uns hier sehr wohl. Ich nütze die Zeit und fülle Batteriewasser nach.  Die 5 Stück 120 AmpH Batterien liegen  tief unten im Rumpf und sind schwer zugängig – eine schweisstreibende Angelegenheit.
Neben uns legt sich ein Freizeitskipper unbekannter Herkunft mit seinem Charterboot – viel zu nahe. Er ist „überausgestattet“. Zusätzlich zum Beiboot schleppt er noch einen Scooter neben  sich mit. Spät Abends, der Wind hat von SW auf NO gedreht, kommen sich unsere Schiffe sehr nahe. Aufgeregt erklärt mir unser Nachbar, dass sich mein Schiff eigenartig verhält. „You are too close with your anchor“ antworte ich und lass mich mit ihm auf keine weitere Diskussion ein (Mit Idioten soll man sich auf keine Fachdiskussionen einlassen).
Am nächsten Tag holt er seinen Anker hoch und hat grosse Schwierigkeiten. Sein Anker liegt nämlich fast unter unserem Schiff. Er steht auf seiner Flybridge, durchgestylt mit Sonnenbrille a la Schwarzenegger und verzieht keine Mine. Seine schöne Frau steht an der Reling und muss dass Schiff von unserem fernhalten.
Wir sehen sein Schiff dann längsseits am Stadthafen von Vrboska. Es war ein grosses Glück, dass dieser Typ den Ankerplatz neben uns verlassen hat. In der Nacht gibt starke Bora. Ein Schiff reisst aus der Verankerung  und treibt neben uns vorbei. Der Skipper ist in Panik. Er traut sich in der Dunkelheit seinen Anker nicht setzen und geht in seiner Not an einem offensichtlich befreundeten Schiff, welches vor uns liegt, längsseits. Jetzt hängen beide vor uns an einem Anker! Das ist auch für uns ein Risiko. Erika und ich beschliessen daher in dieser stockdunklen Nacht, bei Sturm einen Ankerplatz-Wechsel – eine heikle Angelegenheit. Man muss dabei sein Schiff und dessen Bedienungselemente genau kennen. Jede Lichtquelle am Schiff blendet. Jeder muss wissen, was wann zu tun ist. Eine verbale Verständigung ist nur sehr eingeschränkt möglich. Bei uns klappt alles wie am Schnürchen, so wie wir es schon so oft einstudiert haben. Wir liegen jetzt sicher.

12.08. wieder Stomorska (Insel Solta)
Wir liegen im Stadthafen dieses kleinen Dorfes und verbringen einen romantischen Abend mit einem herrlichen Ausblick auf die kleinen dalmatinischen Steinhäuschen. Alles ist hier friedlich und ruhig. Trotz Hauptsaison.

13.08. Vinisce (Festland)
In dieser rundum geschützten Bucht sind wir immer gerne.
Ein besonders nettes Erlebnis möchte ich festhalten: Abends bummeln wir durch den Ort. Bei einem Restaurant bleiben wir stehen. Der Wirt Milan – er ist barfuss - spricht uns an. Ich sage dass wir schon gegessen haben. Trotzdem zeigt er uns seine Küche und erklärt uns wie er die Speisen auf dalmatinische Art zubereitet. Alles macht einen ausserordentlich professionellen Eindruck. Fleisch und Fisch sind nicht tiefgekühlt sondern frisch, ebenso die Gewürze. Wir bleiben und trinken ein Bier. Als wir zahlen wollen, bemerken wir, dass wir eingeladen sind.

14.08. wieder in Primosten
Wir ankern in der grossen Bucht ca. 1/2 SM östlich des Ortes. Bei diesem ruhigen Wetter nehmen wir keine Boje. Das Wasser ist hier türkisblau. Es ist ein wunderschöner Tag zwischen Trubel und Beschaulichkeit.

15.08. Zirje (Insel Zirje)
In diesem Ort fühlen wir uns diesmal nicht so wohl. Wir können nicht sagen warum. Die einzige Ausnahme ist oben am Hügel das kleine Kirchlein mit angeschlossenem Friedhof. Dort finden wir einen lieblichen Platz für unsere spirituellen Energie Übungen.

16.09 wieder in Prvic (Insel Prvic)
Dieser Platz – obwohl wir ihn heuer zum 2. Mal ansteuern – hat nichts von seinem Charme eingebüsst. Wir essen wieder einen „Peka“. Wir sind nicht damit zufrieden. Das Fleisch ist etwas zu hart und ungenügend gewürzt. Wir informieren den Chef. Die Speise kommt noch einmal für 15 Minuten in den Ofen. Danach schmeckt,s etwas besser aber nicht so gut wie die Male zuvor. Der Chef meint: “Next time you must order well done and with more spices“. Ich sage “it,s ok”  und spare mit eine nutzlose Diskussion und denke mir er muss wissen, wie man einen Peka zubereitet und nicht der Gast. Erika und ich sind uns einig: dort gehen wir nie mehr hin.
Wir haben wenig später am Dorfplatz ein wirklich schönes Erlebnis: Eine kroatische Jugendgruppe (ca, 10 – 18 Jahre) zeigt selbst Einstudiertes. Es wird gesungen und getanzt – modern und traditionell. Ein 10-jähriger Junge absolviert in Sandalen einen Step-Tanz und zwei ca. 14 jährige Mädchen präsentieren sich barfuss mit einem Disco-Tanz, der jeden Disco-Hasen im U4 verblassen lassen würde. Hier spürt man unglaubliche jugendlichen Dynamik und Lebenslust aber auch viel natürliches Talent. Ich finde es ist schön wenn man zeigt was man kann und sich selbst und Anderen damit Freude bereitet.

17.08. Kosirina (Insel Murter)
Hier waren wir schon vor einigen Wochen mit Ilse und Betti. Man muss lange suchen um einen gleichwertigen Platz zu finden. Das Besondere ist, diese Bucht ist einige Kilometer lang und unverbautes Camping-Gelände . Die Pinien und Olivenbäume reichen manchmal bis zum Wasser. Hier findet jeder seinen Platz mit genügend Distanz zum Nachbarn.

18.08. Kosirina (Insel Murter)
Von unserem Liegeplatz aus unternehmen wir einen Spaziergang am Ufer – auf einem schattigen Fussweg – zu einem netten Restaurant mit schönem Blick auf die Inselwelt der Kornaten. Die Preise sind ok. 1 kg Fisch Klasse A kostet 300 Kuna. 1Liter Wein 80 Kuna.
Heute ist der Todestag meiner Mama. Genau vor einem Jahr haben wir von ihrem Ableben erfahren. Wir waren damals ca. 30 SM westlicher. Ich habe viele traurige Gedanken im Kopf.

19.08. Kosirina
Wir bleiben noch einen Tag. Es ergibt sich eine Plauderei mit einem steirischen Ehepaar. Er ist 80 Jahre seine Frau ist 75. Sie kommen schon seit 45 Jahren hier an diesen Campingplatz.

20.08. Ort Murter
Murter ist laut, Murter ist schmutzig, Murter stinkt. Murter hat trotz seinem Chaos eine unglaubliche Faszination.  Wir frühstücken immer in einem einfachen Kaffee, wo sich die Einheimischen zurückziehen. Die Cornetti holen wir vorher beim Bäcker. Nach dem Abendessen an Bord gehen wir mit dem Dingi an Land. Wir flanieren im Stadtzentrum, trinken Bier, essen Eis und schliessen den Tag mit einem Travarizza ab.

21.08. Restaurant BAIN (Insel Zut)
Hier verbringen wir wieder – so mit Ilse und Betty – einen kulinarischen Abend mit einem Lamm-Peka. 400 Kuna steht auf der Rechnung. Das sind ca. € 55,-. Der Liegeplatz an der Boje mit einem Wert von KN 180,- ist inkludiert. Das ist ok. Ein slowenisches Segelschiff ankert liegt an der Mole. Ich zähle 15 Köpfe, darunter ca. 9 Kinder im Alter zwischen 4 und 14 Jahren und 6 Erwachsene. Von wegen mit kleinen Kindern kann man nichts unternehmen. Neben uns an der Boje liegt ein junges Ehepaar mit einem  4-jährigen Buben. Der Ehemann ist behindert! Er kann die Beine nicht richtig abbiegen. Trotzdem bedienen beide das Segelschiff. Respekt vor solchen Leuten, wie sie aus ihrem Schicksal das Beste machen. Am Nachmittag kommt ein „Princess“ herein und macht am Steg fest. Die Crew besteht aus einer jungen Familie. Das Schiff gehört aber dem Papa – wie sich später herausstellt.

22.08. Molat (Insel Molat)
Wir gehen wieder ganz hinten im Hafen an die kostenlose Mooring. Ein benachbarter  Segler hilft. Wieder das Übliche: Meggie ist der Star im Dorf  bei Alt und Jung. Es gibt hier einen kleinen Laden, ein kleines Kaffee, eine Fast Food Bude, kein Wasser, kein Strom keine Toilette. Macht alles nichts. Es ist hier trotzdem super. Zum Bäcker gehen wir 30 Minuten quer über die Insel.

23.08. Molat (Insel Molat)
Wir bleiben noch einen Tag. In den Hafen weht leichter SO-Wind. Ein Segler mit deutscher Flagge kommt herein und will dort anlegen, wo er den Wind von der Seite hat. Das ist immer schwierig, vor allem dann wenn kein Marinero vom Steg aus Support gibt. Ich gehe daher hin und halte ihnen die Mooring-Leine. Ich merke aber gleich bei seinem Anlegemanöver, dass der Cäptn wenig Übung hat. Prompt verheddert er sich erst mit dem Ruder, dann mit dem Kiel in der Mooringleine eines anderen Schiffes. Mit viel Glück und durch Zurufe meinerseits vom Steg aus kommt er wieder frei. Ich sage ihm, er soll dort anlegen, wo ich liege – im hintersten Teil des Hafens. Dort ist das Anlegemanöver – mit der Strömung – leichter. Er befolgt den Rat. Das Anlegemanöver wird trotzdem eine „Zitterpartie“.  Ich habe grosse Sorge dass er sich mit seinem Propeller jetzt in unsere Leinen verstrickt. Ich bin daher froh, als er sein Schiff festgemacht hat und jetzt im Hafen keinen Schaden mehr anrichten kann. Immer wieder beobachte ich, dass die Skipper zwar einen Schein haben, aber viel zu wenig Praxis. Zu wissen wie es geht, genügt nicht. Sie sollten einige Saisonen mit einem erfahrenen Skipper unterwegs sein, um aus dem Wissen das Können zu erwerben. Die deutsche Crew besteht ansonsten aus sehr lieben Leuten in unserem Alter. Wir plaudern recht nett. Wenn wir abends flanieren gehen kennt man uns nicht mit unserem Namen oder mit dem unseres Schiffes. Alle aber – ob Jung oder Alt kennt den Namen unseres Hundes Meggie. Immer wieder ergeben sich bei Bier, Eis oder Kaffee nette Gespräche mit Urlaubern oder mit Einheimischen. Die Stimmung auch in diesem Inseldörfchen ist sensationell. Alles geht hier ohne Eile vollkommen stressfrei. Wir erleben einmalige Sonnenuntergänge.

24. 08. Olib (Insel Olib)
Wir hängen vor dem Ort an einer Boje. Diese Insel steht in starkem Kontrast zur benachbarten Insel Silba. Silba hat einen mondänen Touch  (ein bekannter Künstler lebt hier?!) Olib gibt sich bewusst einfach. Wir verbringen einen harmonischen Abend in dem einfachen Kaffeehaus am Dorfplatz, gleich beim Hafen. Bis Mitternacht sitzen wir hier mitten unter den  Dorfbewohnern und geniessen die angenehme Atmosphäre.

25. 08. Osor
Die Wetteraussichten für morgen sind grauenhaft. An der gesamten Nordadria, bis hinein in die Zentraladria ist Unwetterwarnung Stufe rot.  Grösste Aufmerksamkeit ist erforderlich. Wir haben genügend Zeit. Wir lassen uns auf keine Experimente ein. Osor erscheint uns in dieser Region als sicherster Hafen und den steuern wir an.

26. 08. Osor
Um 10:00 Vormittag bekomme ich eine SM von Seehelp: „Heute mittags muss mit starken Gewittern aus SW gerechnet werden. Wind dreht dann auf NO Bora. Sicheren Hafen aufsuchen.“ – Das haben wir bereits getan. Um ca. 11:00 kommt ein Ehepaar aus NÖ mit einem 28 Fuss Motorbötchen herein und legt neben uns an. Die Mooringleine ist zu schwach angezogen. Ich sage zum Cäptn, dass starker Wind kommt. Er ist erstaunt: „Bis jetzt war,s aber immer schön“. Ich wechsle das Thema….
Mittags kommt – wie angekündigt – Blitz, Donner und tobender SW. Des Nachbars Schiff nähert sich unangenehm mit dem Heck unserem Schiff, aber auch bedrohlich dem Steg. Ich sage dem Cäpt nochmals: „Die Mooringleine ist zu locker“. „Jetzt kann ich nicht mehr auf,s Vorschiff“ meint er. Ich ziehe mir die Regenjacke über, steige auf sein Vorschiff rüber und hole seine Mooringleine dicht. Beide bedanken sich bei mir und laden zu einer Flasche Frizzante ein.  Es handelt sich um sehr liebe Leute. Norbert ist pensionierter Tierarzt. Für kurze Zeit schläft der Wind ein. Abends kommt dann wie angekündigt die Bora. Wir verbringen mit Norbert und Doris einen Abend auf unserem Schiff mit einer netten Plauderei.

27.08. Osor
Wir bleiben noch einen Tag, und geben dem Wetter Zeit, sich zu stabilisieren.
In der Kanaleinfahrt von Osor hat sich ein Schiffsunglück ereignet. Ein ca. 7 Meter langer Trimaran wollte gestern bei dem Sturm im Kanal längsseits gehen !!??
Der auflandige Wind und die Strömung brachten ihn zum Kentern. Von dem Trimaran blieb nichts mehr heil. Menschen kamen gottlob nicht zu Schaden.

Ich frage mich:
Was macht ein so kleines Schiff bei diesem Wetter draussen auf See? Die Crew ist offensichtlich von Pula über den Kvarner mit Vorwind nach Osor gesegelt.
Warum fährt der Cäptn bei reissender Strömung und hohem Seegang mit einem 6 PS-Motor  in den Kanal ein ?

Es gibt für solche Fälle einen sicheren Ankerplatz, 4 Kabel SO-lich der Kanaleinfahrt. Die Crew – zwei junge Deutsche – taucht heute im Kanal nach den restlichen Habseligkeiten. Für Erika und mich ist dies wieder eine Erinnerung daran, stets achtsam zu sein. Möge uns das Schicksal vor solchen Fehlentscheidungen bewahren!

28.08. Valun
Valun ist immer ein Garant für wohlfühlen und für gute Stimmung. Hierher kommen nur Insider mit ihrem Schiff – oder Diejenigen, die im nahen Cres ihren Heimathafen haben. Auch hier hat es sturmbedingt Probleme gegeben. Ein Stahlschiff hat sich vom Mooring gerissen und hat mit dem Heck die Steinplatten der Mole herausgeschlagen. Der Marinero erzählt uns, dass die Crew 30 Meter weiter im  Restaurant gezecht hätte. Die Männer haben nichts unternommen, ihr Schiff zu retten. 20 Leute von Valun waren damit beschäftigt, das beschädigte Schiff zu sichern. Im Hafenhandbuch steht geschrieben , dass Valun bei Starkwind eine sehr gefährdete Anlegestelle ist.  Zwei Seemeilen weiter liegt der Ort/Hafen Cres, der ist sehr sicher.

29.08. Tunarica
Wir fahren bei bestem Wetter weiter. Für morgen ist wieder eine Kaltfront von NW mit Gewitterstürmen angesagt. In Tunarica liegen wir in bester Umgebung sehr sicher. Wir gehen längsseits an eine Fischermole. Die befindet sich im hintersten Zipfel der Bucht. Wir liegen ganz hineingeduckt unter einem Pinienwäldchen mit Ferienappartements.

30.08. Tunarica
Ich bin gerade beim morgendlichen Zähneputzen. Plötzlich hören wir das Brummen eines Schiffsmotors. „Der steuert auf  uns zu!“ ruft Erika. Und wirklich, das viel grössere Schiff will bei uns ohne seitlich Fender ausgebracht zu haben, längsseits gehen. Am Vorschiff steht eine Frau. „No problem“ sagt sie. „Sie müssen vorher fragen“ ruft Erika hinüber. „We are always here“ antwortet die Dame. Der Cäptn schickt sich an bei uns längsseits zu gehen. Sein Schiff ist nur mehr 10 cm von unserer RA III entfernt. Ich halte mit der linken Hand sein Schiff auf Distanz und dresche mit der rechten Faust auf die Seitenscheibe seiner Kabine. Das ist eine Sprache, die er versteht. Er geht auf Distanz und kommt fluchend aus seinem Steuerhaus. Seine Frau beschwichtigt. Es stellt sich heraus, dass er als Einheimischer hier immer seinen Winterliegeplatz hat. Wir einigen uns, dass wir ihn mit seinem Schiff an die Mole lassen und dass wir dann bei ihm längsseits gehen. Na also.

31.08. Tunarica
Regen und Wind, Gewitter

01.09. Tunarica
Regen und Wind. Um 21:45 Uhr höre ich zum letzten Mal den Wetterbericht von Rijeka-Radio über Funk ab. Es gibt hier schlechten Empfang. Ich interpretiere eine Wetterbesserung für morgen.

02.09. Veruda
In der Nacht hat der Regen aufgehört und der Wind nachgelassen. Um 07:45 Uhr höre ich das Wetter über Seefunk. Der Wind soll weiter nachlassen. Wir machen die Leinen los und fahren.  Es geht problemlos bis zum Kap bei Medulin. Plötzlich gibt’s über Kanal 16 eine Sondermitteilung: „Possible thundertstorms in northern adriatic and gusts of 45 knots“.  Wir nehmen Kurs auf die nächste geschützte Bucht: die „Veruda“ ganz in der Nähe von Pula. Eine Stunde später fällt der Anker im hintersten Zipfel der Bucht auf 11 Meter Wassertiefe.  Das Gewitter kommt nicht, aber um 18:00 Uhr wieder eine Sturmwarnung auf Kanal 16. Diese Nacht wird jedenfalls grosse Achtsamkeit erfordern. Für morgen lese ich aus dem Internet Windstärke 8 aus Ost in unserer Region.  Also der angekündigte Sturm kommt nicht, nur eine steife Bora aus NO. Wir verbringen einen super restlichen Tag und geniessen die angenehmen nicht zu warmen Sonnenstrahlen. Die Wetternachrichten allerdings machen uns grosse Sorgen. Das unstabile Wetter bleibt so. Ein Tief über dem Thyrrenischen Meer nähert sich. Das heisst wir müssen jederzeit mit Gewitter und stärkerem Wind rechnen. Die letzte Herausforderung wird die Querung der oft unberechenbaren Bucht von Triest.

03.09. Rovinj
Die Bora bläst noch immer. Für Nachmittag ist Besserung angesagt. Mittags fahren wir los. Der Plan ist, bis Novigrad zu kommen. Wir fahren recht gemütlich im Windschatten der Bora mit Kurs MW. Kaum haben wir die Brioni Inseln passiert, kommt frischer SW auf. Super, wir haben die Wellen fast seitlich. Alle Wetterdaten zeigen für dieses Gebiet NO?! Ich bin extrem nervös. Was wird das? Nähert sich eine Gewitterfront ? Wohin dann ? Wir kämpfen uns bis Rovinj durch und gehen um € 63,- in den Yachthafen. Das schmerzt. In Novigrad hätten wir € 20,- bezahlt und hätten ruhiger übernachtet. Wir schlafen unruhig. Das Wetter zehrt an unserer Energie. Einerseits wollen wir heim, Andererseits wollen wir jetzt zum Schluss unseres Törns kein Risiko eingehen und unserem Vorsatz treu bleiben, nur bei passendem Wetter zu fahren. Ich ringe um eine klare Entscheidung. Für die weiteren Tage ist klein gutes Wetter prognostiziert. In dem teuren Yachthafen von Rovinj wollen wir nicht bleiben. Ausserdem fühlen wir uns in  Rovinj nicht so wohl. Wir könnten nach Novigrad weiter fahren. Dieses Städtchen ist uns sehr sympatisch. Ankermöglichkeiten gibt es in dieser Region nicht.

04.09. Wir riskieren die Überfahrt
In der Nacht war ein extremes Gewitter. Unweit unseres Liegeplatzes hat der Blitz in ein Schiff eingeschlagen. Der kroatisch Wetterdienst meldet für die Nordadria NO Böen von 25 Knoten. Na das würden wir schaffen. Ich rercherchiere im Internet und finde heraus dass heute nachmittags die beste Möglichkeit ist, die Bucht von Triest nach Italien zu überqueren. Sowohl für Triest als für Grado gibt’s für heute keine Gewittermeldungen. Wir nehmen daher Kurs auf Umag und klarieren aus. Die Überfahrt nach Grado verläuft problemlos. Gleichmäßig und beruhigend dröhnen die beiden 28 Jahre alten Volvo Motoren. Bei 1.600 Umdrehung stampft die „RA III“ spurtreu mit 9,6 Knoten gegen den Tramontana NW-wärts. Wir habenGlück und können noch bei passender Tide von Grado aus in die Lagune von Aquileia fahren. WIR SIND DAHEIM!